Faisziz Banka – das System der islamkonformen Banken

Besonders interessant ist ein Blick auf die zinsfreien Banken, denn sie sind ein wichtiger Teil im islamischen Bankwesen und dürfen daher in ihrer Bedeutung nicht unterschätzt werden. Sie bieten für die Kunden ein Konto, Anlagemöglichkeiten und durchaus auch zinsfreie Finanzierungen an und ermöglichen auf diese Weise eine optimale Kontrolle über die Finanzen.

Das islamische Bankwesen und seine Hürden

Der Grund dafür, dass zinsfreie Banken entstanden sind, ist das islamische Bankwesen. Dieses basiert auf den Richtlinien des Islam und hat daher einige Vorgaben, die eingehalten werden müssen. In erster Linie ist dabei die Rede vom Zinsverbot (Riba). Die Bank darf vom Kunden keine Zinsen nehmen und der Kunde darf von der Bank keine Zinsen erhalten. Damit ist auch der Name „Zinsfreie Bank“ erklärt. Des Weiteren ist es den Kunden verboten, Glücksspiele (Maysir) zu nutzen und hier auf einen Gewinn zu hoffen. Generell sind Spekulationen (Gharar) nicht nur nicht gern gesehen sondern richtiggehend verboten. Wer sich nicht daran hält, der verstößt gegen die Gebote des Islam. Um eine Ausgabe tätigen zu können, die höhere Kosten mit sich bringt als Geld vorhanden ist, muss eine zinsfreie Finanzierung in Anspruch genommen werden.

Wichtig zu wissen: Banken oder auch andere Investoren dürfen ihr Kapital im Islam nicht in Bereiche angelegt werden, die gegen die Richtlinien verstoßen. Das heißt also, dass es nicht erlaubt ist, in Betriebe, Unternehmen oder auch Käufe zu investieren, die nicht den Richtlinien des Islam entsprechen. Zu diesen Bereichen gehören unter anderem die Prostitution, Alkohol, Waffenindustrie aber auch Pornografie und Schweinefleisch in jeglicher Form.

Das Zinsverbot im Islam verstehen

Zinsen werden im Islam als Wucher angesehen und sind verboten. Banken dürfen ihren Kunden kein Geld zur Verfügung stellen und damit  Zinsen zuschreiben. Die zinsfreien Banken nutzen den Handel, damit sowohl der Kunde als auch die Bank  Vorteile aus der Finanzierung haben. Der Kunde zahlt also weder für das Konto noch für die Finanzierung Zinsen. Stattdessen kauft der Kunde der Bank etwas ab oder auch andersherum. So fungiert beispielsweise beim Kauf einer Immobilie die Bank als Eigentümer und verkauft die Immobilie dann zu einem höheren Preis an den Kunden. Eine Prämie muss der Kunde nicht zahlen. Investiert die zinsfreie Bank in das Unternehmen eines Kunden, dann behält sie einen Anteil daran und wird an den Gewinnen beteiligt. Bei beiden Varianten liegen Sachwerte als Basis vor und es kann nicht von Wucher gesprochen werden.

Die Kontenführung bei der zinsfreien Bank

Wer Geld auf der Bank hat, möchte dafür in der Regel auch Zinsen erhalten. Das ist im islamischen Bankwesen natürlich nicht möglich. Allerdings gibt es hier ein gutes Kontensystem, von dem profitiert werden kann. Die Grundlage für dieses System sind die Konten Mudaraba und Wadiah. Informationen zu den Konten sind für Kunden besonders interessant:

  1. Das Mudaraba-Konto in der Definition

Bei dieser Kontenform legt der Kunde Geld an und übergibt es der Bank damit für die Durchführung von Investitionen. Die zinsfreie Bank entscheidet, mit welcher Zuteilung das Geld dann investiert wird. Der Kunde überlässt seine Entscheidung hier komplett der Bank. Es kann natürlich passieren, dass Verluste entstehen. Da die Bank ausschließlich für die Verwaltung eingesetzt wird, trägt die Verluste der Kunde. Werden Gewinne gemacht, dann erfolgt eine Teilung zwischen Bank und Kunde. Diese ist jedoch nicht als Zinsen anzusehen.

  1. Das Wadiah-Konto in der Definition

Der Kunde kann auf dieses Konto sein Geld einzahlen. Wichtig zu wissen ist, dass er bei der zinsfreien Bank natürlich keine Zinsen erhält. Das Geld ruht also auf dem Konto, wo es jederzeit abgehoben werden kann, macht aber keinen Plus durch Zinsen. Dennoch ist es der Fall, dass viele Banken den Kunden ein Geschenk machen. Das Geschenk ist freiwillig und muss dem Kunden nicht ausgehändigt werden. Eine Versicherung für den Kunden gibt es also nicht, er kann nicht darauf spekulieren. Übrigens greift auch keine Versicherung bei Verlust des Geldes. Die Bank ist nicht verpflichtet, dem Kunden sein Geld zu ersetzen, wenn es beispielsweise bei einem Brand verloren gegangen ist. Wer eine Garantie möchte, der muss sich für das Wadiah-Yad-Dhamanah-Konto entscheiden. In diesem Fall hat der Kunde eine Garantie. Allerdings ist es der zinsfreien Bank erlaubt, das Geld anzulegen und Gewinne aus den Anlagen komplett zu behalten.

Zinslose Kreditkarten bei der zinsfreien Bank?

Die Kreditkarte ist ein weiteres Thema, das in Bezug auf die zinsfreie Bank natürlich interessant ist. Es ist durchaus möglich, im Islam eine Kreditkarte zu nutzen, ohne gegen die Richtlinien des Islam zu verstoßen. Hier ist es jedoch auch so, dass die Bank für die Nutzung der Kreditkarte dem Kunden keine Zinsen in Rechnung stellen darf. Besonders häufig werden daher die Debit-Kreditkarten ausgegeben. Der Kunde zahlt auf die Kreditkarte ein Guthaben und das Guthaben kann genutzt werden. Wenn es aufgebraucht ist, muss die Karte neu geladen werden, bevor sie wieder eingesetzt werden kann. Die klassische Kreditkarte wird von der zinsfreien Bank ebenfalls ausgestellt. Dennoch ist hier zu beachten, dass eine Abzahlung der genutzten Beträge mit Zinsen nicht möglich ist. Zudem ist beim Einsatz der Kreditkarte darauf zu achten, nicht gegen die ethischen Grundsätze zu verstoßen, die durch die Richtlinien des Islam festgelegt sind. Das heißt, die Kreditarte der zinsfreien Bank darf nicht eingesetzt werden, um beispielsweise Schweinefleisch oder Zigaretten zu kaufen.

Gibt es eine zinsfreie Bank in Deutschland?

Ja, inzwischen gibt es eine zinsfreie Bank auch in Deutschland. So wurde in Mannheim die erste Filiale eröffnet, weitere Filialen in Frankfurt, Köln, Berlin und München folgten. Damit gibt es in Deutschland eine Anlaufstelle für Muslime, die sich auch im Bereich des Finanzwesens an die Vorgaben des Islam halten möchten. Hier können zinsfreie Finanzierungen oder auch Geldanlagen getätigt werden, die islamkonform sind. Doch nicht nur Muslime wissen die Möglichkeiten zu schätzen, die durch eine zinsfreie Bank geboten werden. Immer mehr Nicht-Muslime interessieren sich ebenfalls für die Angebote. Es ist durchaus möglich, auch als Nicht-Muslim ein Konto zu eröffnen, eine zinsfreie Finanzierung in Anspruch zu nehmen oder auch eine Anlage zu tätigen. Vorteile bringt es auf jeden Fall einige, wenn dabei auf die Angebote der zinsfreien Bank zurückgegriffen wird.